Freitag, 2001-07-27
Freitag früh - wie immer geht es in den letzten paar Stunden vor der Abfahrt recht turbulent zu. Bis alles gepackt ist... - haben wir auch nichts vergessen - und auch nicht zu viel dabei?! Den Rucksack auf dem Rücken kommen wir trotzdem pünktlich mit unseren Rädern am Bahnhof an. Mein Rucksack wiegt 9 kg! Dort ist alles drinnen, was ich für eine einwöchige Alpenüberquerung mit dem Fahrrad benötige. Um 10.47 Uhr soll der Zug fahren, hat aber fünf Minuten Verspätung. Da an diesem herrlichen Sommertag noch andere Radler (Tagesausflügler mit ihren Tourenrädern) mit dem Zug unterwegs sind, ist das Radabteil schnell voll. Der Schaffner ist nicht gerade der Netteste. Fast bekommt man ein schlechtes Gewissen, daß man das Radabteil als solches auch nutzen will. Wir fahren mit dem Bayernticket, und zahlen für die Fahrt nach Oberstdorf zu zweit 52,00 DM. Dafür müssen wir aber auch dreimal umsteigen. Zweimal muß es sehr schnell gehen, was heißt, Räder schultern und im Laufschritt durch die Menschenmenge schlängeln, treppab und treppauf - hier gehören wir noch zu einer Minderheit. In Ulm haben wir eine dreiviertel Stunde Aufenthalt. Es wird aber trotzdem hektisch, als wir bemerken, daß die vielen sorgsam besorgten und zurechtgelegten Müsliriegel (eine wichtige Nahrungsergänzung - vor allen Dingen für die anstrengenden Anstiege), daß also diese "lebensnotwendigen" Müsliriegel zuhause in der Küche liegen. Sicher kein großes Problem, in Ulm gibt's bestimmt auch Müsliriegel. Eine freundliche Angestellte am Bahnhof weist uns den Weg zum nächstgelegenen Aldi. Wir schwingen uns auf die Räder und preschen durch das Menschengewimmel über Straßen und Plätze. Gute Pfadfinder, die wir sind, finden wir auch gleich besagtes Geschäft und holen uns einen Sack voll Riegel. So, die wichtigen Ballaststoffe sind gesichert. Am Ulmer Bahnhof flirte ich noch schnell (oder er mit mir ...?) mit einem netten (gutaussehenden!) Polizisten, der das bei einem gemeinsamen Kaffeetrinken wohl auch gerne fortgesetzt hätte. Aber ich wimmle ihn galant ab, mit einem Hinweis auf seine dienstlichen Verpflichtungen und trinke den Kaffee lieber mit Ro zusammen.
Als wir die letzte Etappe der Zugfahrt antreten, ist es inzwischen ziemlich heiß geworden. Zwar habe ich fast nichts mehr an, aber selbst das bißchen Top und das bißchen Hose sind bei den Temperaturen noch zu viel. Ein heißer Sommertag in der Bahn - na klasse. Ich freue mich schon auf die kommenden Tage, die wir fast ausschließlich im Freien verbringen werden.
Um 16.45 Uhr kommen wir in O. an und fahren als erstes in das Radgeschäft "Heckmaier". Das ist der Autor des Buches "Transalp", das auch unsere Route beschreibt. Bei meinem Rad stimmt etwas mit der Schaltung nicht. Obwohl wir die Räder erst zwei Tage beim Checkup hatten und über 300,00 DM gezahlt haben. Wie sich herausstellt ist gerade das der Grund für den Mängel. Denn die neue Kette paßt jetzt nicht mehr optimal auf das alte, schon etwas abgenutzte Ritzel. Na ja, so tragisch ist das nicht, die Alpenüberquerung ist deshalb nicht gefährdet.
Anschließend fahren wir zur Pension "Kaiserswerth", die Ro bereits im Voraus gebucht hat. Ein schönes Haus am ruhigeren Ortsrand, ein nettes Zimmer, eine freundliche Wirtin, 74,00 DM! Nach einer erfrischenden Dusche gehen wir zu Fuß in den Ort (das Fahrrad hat heute noch mal Pause!) und essen in der "Sennküche" ein leckeres Menü. Es ist ein herrlich warmer Sommerabend, den wir bei einem ausgedehnten Verdauungsspaziergang in der näheren Umgebung genießen.
Ro will seine Tochter auf ihrem Handy anrufen, was aber leider nicht klappt. Sie ist zur Zeit unterwegs Richtung "Gardasee", und er wollte sie bitten, daß sie mal nach dem Auto sieht, das ja in "Arco" steht. Vergangenen Mittwoch fuhr Ro das Auto nach "Arco", damit wir mobil sind, wenn wir mit den Rädern am See ankommen. Ein gewisses Risiko ist das ja schon, das Auto zehn Tage unbeaufsichtigt in "Arco" stehen zu lassen. Aber wir brauchen es, da wir anschließend ja noch in die Brenta wollen.