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Familienradtour durch Gotland

Karl Brodowsky, gefahren 2010-07-24 bis 2010-08-16, geschrieben 2012

Einleitung

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Die Anzahl der Teilnehmer bei unseren Familienradtour hat in den 90er Jahren seit unserer ersten Familienradtour 1994 doch immer wieder zugenommen, bis wir seit 1999 für viele Jahre zu sechst unterwegs waren. Leider setzt inzwischen ein gegenläufiger Trend ein. So waren wir 2009 nur zu fünft unterwegs. Diesem Trend konnten wir uns im Jahr 2010 entziehen, weil Heidrun eine Freundin, Lorrena, mitgenommen hat. So waren wir mit sechs Personen unterwegs, so wie wir es jahrelang gewohnt waren. Christina nahm zum ersten Mal auf einer Sommerradtour ihr eigenes Fahrrad und das Tandem nahmen wir gar nicht mit. Eigentlich sollte der Anhänger mit, aber eine halbe Stunde vor der Abfahrt stellten wir fest, daß wir den nicht brauchen. Auf Gotland kann man sich Kocher und große Lebensmittelvorräte sparen, weil die Zeltplätze immer Küchen haben und weil wir die Einkaufsmöglichkeiten kennen. So hatten wir weniger Gepäck und einen Gepäckträger mehr.

Gotland war in der Geschichte immer wieder ein Ort größerer Menschlicher Aktivitäten auf für die damalige Zeit hohem Entwicklungsniveau. So befindet sich im Osten der Insel die riesige Burganlage Torsburgen aus vorchristlicher Zeit, die auf einem Hügel ein Gebiet von mehr als einem Quadratkilometer umfaßte, von der aber heute nur noch wenige Reste erhalten sind. Die Römer haben zur selben Zeit sicher größere Bauwerke errichtet, aber es überrascht doch, daß es unter den noch "unzivilisierten" Bewohnern Europas auch schon so große Bauwerke zu dieser Zeit gab. Hügelgräber und Schiffsetzungen weisen auch auf eine hohe Aktivität in prähistorischer Zeit hin. Weil diese Schiffsetzungen auf Gotland dermaßen gehäuft auftreten, vermutet man, daß sie auf Gotland "erfunden" wurden. Es gibt über 350 Schiffssetzungen auf der Insel, manche bis zu 50 Meter lang. Sie stammen aus der Bronzezeit, aus der Eisenzeit und aus der Wendelzeit, das ist eine Zeit, die in südlicheren Teilen von Europa schon zum frühen Mittelalter gezählt wurde, die aber in Skandinavien diese Bezeichnung trägt. Der Name und die alten Sagen suggerieren, daß die Goten, die Vorfahren der West- und Ostgoten auf die manchmal unter anderem das heutige Spanien zurückgeführt wird, von Gotland stammen. Gesicherte Erkenntnisse dazu fehlen aber, man sieht aber anhand der Spuren, daß es genug Überfluß gegeben hat, um die heute noch in Resten erhaltenen Monumente zu errichten.

Zur Wikingerzeit war Gotland ein Ort großer Aktivität und viele ehemalige Häfen aus dieser Zeit finden sich an der Küstenlinie, zum Beispiel Paviken und Bogeviken. Da sich die Insel im Laufe der 1000 Jahre seit dem Ende der Wikingerzeit signifikant gehoben hat, sind einige Buchten und Häfen aus der Wikingerzeit heute verlandet oder zu Seen geworden.

Nachdem das Christentum Gotland erreicht hat, kam es dort im Mittelalter zu einem regelrechten Bauboom von romanischen und später gotischen Kirchen. Noch heute sind 92 mittelalterliche Kirchen erhalten und werden regelmäßig für Gottesdienste benutzt, ein Dutzend weitere sind heute noch als Ruinen erhalten. Ein solche Dichte von mittelalterlichen Kirchen pro Quadratkilometer findet man sicher auch in Köln oder in Rom, aber pro Einwohner auf 60000 ständige Bewohner der Insel bezogen ist das doch eine Menge. In dieser Zeit des Mittelalters hat man auf Gotland vor allem durch Handel, aber auch durch Fischfang und Landwirtschaft so gut gelebt, daß man sich es leisten konnte, innerhalb von 250 Jahren mit einer auch damals nicht sehr großen Einwohnerzahl so viele so reich ausgestattete Kirchen zu errichten. Einige haben über 50 m hohe Türme und große Kirchenräume, einige sind auch klein wie Dorfkirchen. Oft befinden sie sich in einem kleinen Ort von etwa 100 bis zu 1000 Einwohnern, aber oft sind es auch nur ein paar einzelne Häuser, früher vielleicht hauptsächlich für den Pfarrer und den Küster und den Organisten. Möglicherweise hat man "heilige Stätten" aus heidnischer Zeit als Standorte für die Kirchen übernommen, um die Bedeutung dieser Orte in die neue Religion zu übertragen. So sieht man, wenn man irgendwo auf Gotland unterwegs ist, oft in der Ferne einige dieser Kirchturmspitzen, wobei es ein dünn besiedeltes Gebiet in Form eines umgedrehten "C" gibt, das auch kaum Kirchen aufweist. Nach 1350 hat Gotland ziemlich plötzlich seine überragende ökonomische Bedeutung eingebüßt. So konnte man die Infrastruktur weiter nutzen und teilweise erhalten, aber es bestand nicht die Möglichkeit, ältere Bauten durch solche im aktuellen Stil zu ersetzen, so daß die Kirchen aus der Zeit vor 1350 in der Bausubstanz fast unverändert erhalten geblieben sind. Schön ist auch, daß sie meistens geöffnet sind, zum Teil sogar spät abends, wenn es sogar im schwedischen Sommer schon dunkel wird.

Über Gotland und dessen Geschichte habe ich in einigen älteren Radtourenberichten für 1998 und 2001 schon einiges geschrieben.

Gotland ist sozusagen dicht gepackt mit Sehenswürdigkeiten. Da nun die meisten davon deutschsprachige Wikipedia-Artikel haben, insbesondere alle erhaltenen mittelalterlichen Kirchen, schreibe ich Informationen über diese Sehenswürdigkeiten lieber in den Wikipedia-Artikel und verlinke ihn, statt das hier zu schreiben. Deshalb hat dieser Radtourenbericht eine ungewöhnlich große Link-Dichte. Für den Radreisenden hat diese Dichte natürlich auch die Wirkung, daß man kaum mal mehr sals 10 km am Stück durchfährt, sondern dauernd irgendwo anhält und Dinge anschaut. Da die Entfernungen auf dieser Radtour kürzer waren als auf anderen Radtouren in den Jahren davor und danach, ist das zeitlich auch noch ganz gut machbar.

Anreise

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Die Anreise mit der Bahn nach Kalmar hat sich eigentlich bewährt. So nahmen wir den City Night Line nach Kopenhagen und dann einen Øretåg von Kopenhagen über Malmö und Alvesta nach Kalmar. Dort wollten wir gleich Prepaid-Karten für die Mobiltelefone kaufen, aber das klappte am Sonntag nicht so gut, deshalb machten wir uns gleich auf den Weg.

Woche 1

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Um nach Gotland zu kommen, mußten wir mit den Fahrrädern von Kalmar noch 70 km oder 80 km nach Norden fahren, normalerweise an der Küste entlang nach Oskarshamn. In diesem Jahr gab es aber eine interessante Alternative. Die vorher nicht vorhandene und später auch wieder abgeschaffte Verbindung von Grankullavik im Norden Ölands nach Visby bot sich an. So konnten wir die Strecke nach Norden auf der ebenfalls schönen Insel Öland zurücklegen, hatten hoffentlich weniger Verkehr und bekamen vielleicht noch etwas von Öland zu sehen, auch wenn der interessanteste Teil von Öland die südliche Hälfte der Insel sein soll.

Leider ist Öland aber eine reine Autoinsel. Man darf als Radfahrer dort gar nicht hin, die einzige Brücke vom Festland nach Öland ist eine vierspurige Straße mit Fahrradverbot. Angeblich soll dort mittelfristig ein Radweg nachgerüstet werden, aber darauf konnten wir nicht warten. Angeblich soll es auch Busse geben, die Fahrräder gegen viel Geld mitnehmen, während es für Autos natürlich gratis ist, aber der Buschauffeur wollte uns auch nicht einmal mitnehmen. So fuhren wir einfach über die Brücke, völlig unproblematisch. Der Polizei, die zufällig auf der anderen Seite stand, konnten wir auch erklären, daß es ja gar keine andere Möglichkeit gab und sie erklärten uns dafür den weiteren Weg nach Norden. Die Auswirkung dieser krassen Fehlkennzeichnung der Brücke war aber auch für den Rest des Tages bemerkbar. Die vierspurige Straße mit dem Fahrradverbot spülte unheimlich viele Autofahrer auf die Insel, es kam regelrecht ein Ruhrgebietsfeeling auf der verkehrsreichen Straße auf, dafür sah man kaum Radfahrer. Das ist auf Gotland besser (wenn auch dort noch Verbesserungspotential existiert), dort machen Radfahrer etwa ein Drittel der Fahrzeuge aus, die man auf der Straße sieht, und es gibt außerhalb eines kleinen Gebiets um Visby herum keine Straßen, die ein hohes Verkehrsaufkommen an Autos aufweisen. Dabei sind die Mountainbiker, die die sandigen Velorouten abseits der Straßen befahren, naturgemäß noch nicht mitgezählt.

Wir fanden irgendwo nördlich von Borgholm einen schönen Zeltplatz am Meer und alle, die wollten, konnten morgens und abends dort baden gehen. So etwas muß man aber eigentlich gar nicht erwähnen, denn auf dieser Radtour war wirklich jeder Zeltplatz ohne Ausnahme am Meer.

Am nächsten Tag hatten wir einen Montag und wir fanden in Löttorp noch auf Öland unsere Prepaid-SIM-Karten. Um die Mittagszeit waren wir am Nordende von Öland angelangt und hatten noch ein bißchen Zeit, bis das Schiff fuhr. Einige von uns schauten sich Gegend um den Hafen etwas an, einige machten sich auf den Weg zum Naturreservat Trollskogen an der Nordostspitze Ölands und waren rechtzeitig vor der Abfahrt der Fähre zurück.

Trollskogen (Öland)

Abends kamen wir mit dem Schiff in Visby auf Gotland an. Wir fuhren noch die 20 km auf der N 140 bis nach Tofta, um auf dem dortigen Zeltplatz für drei Nächte zu bleiben.

Am ersten Ruhetag schauten wir uns das Vikingaby an, das in Tofta liegt und allen zu gefallen schien. Man hätte sogar zu Fuß dorthin kommen können. Weil aber an einem unserer Fahrräder etwas erledigt werden mußte, fuhr ich damit zum Vikingabyn und blieb etwas kürzer als die anderen, um nach Visby zu fahren. Es gab noch genug Zeit, um ein paar mittelalterliche Kirchen anzusehen. Die Kirche von Tofta stellt für mich am konsequentesten von allen das Muster des Aufbaus gotischer gotländischer Kirchen dar und ist in einem sehr einheitlichen Stil gebaut. Die Kirche von Västerhejde ist eine kleinere, die sicher mit den Stufengiebeln des Turms aus dem Rahmen fällt.

Auf dem Rückweg machte ich einen größeren Umweg und fur auf der N 143 in Richtung Roma. So konnte ich noch die Kirchen von Follingbo, Akebäck, Vall, Hogrän, und Mästerby sehen, die von Eskelhem nur noch von außen, weil es langsam spät wurde. Ich spare mir die Beschreibungen zu den einzelnen Kirchen, da ich denke, daß diese in Wikipedia gut beschrieben sind oder gegebenfalls der Aufwand zur Beschreibung besser in den Wikipedia-Artikel investiert werden sollte.

Abends fuhren alle, die wollten, noch eine kleine Runde zum Fischerdorf Gnisvärd und zu den Schiffssetzungen bei Gnisvärd.

Gnisvärd Schiffsetzung Gnisvärd Sonnenuntergang Sonnenuntergang Gnisvärd Gotland Gotland Gotland Gotland

Der zweite Ruhetag in Tofta war für uns alle mit einer kleinen Fahrt verbunden. Wir fuhren zusammen nach Klintehamn. Dort konnten wir einen Ausflug mit einem kleinen Boot zu der Vogelinsel Stora Karlsö machen. Wir hatten eine sehr gute Führung und konnten viele von den Vögeln sehen. Auf dieser Insel leben sehr viele Vögel, die man sonst nicht zu sehen bekommt, z.B. Trottelumme, Tordalk und Gryllteiste, die vom Aussehen ein bißchen an Pinguine erinnern, aber immerhin fliegen können, auch wenn sie sich vor allem in Wasser sehr geschickt bewegen.

Stora Karlsö Stora Karlsö Stora Karlsö

Für den Rückweg hatten wir wieder die Wahl, direkt auf der N 140 nach Tofta zurückzufahren oder einen kleinen Umweg weg von der Küste zu machen. Wir fuhren den längeren Weg und sahen uns Paviken und die Kirchen von Västergarn Sanda Mästerby und Eskelhem an.

Der nächste Tag, vielleicht der 29. Juli, sollte uns wieder zu einem neuen Zeltplatz führen. In Burgsvik ist 2004 ein Zeltplatz in Bau gewesen, der als Ziel besser geeignet schien als der unter verschiedenen Aspekten suboptimale Platz in Fidenäs. Eine kleine Abweichung von der N 140 leisteten wir uns und fuhren einen Umweg über Dupsvik an der Küste entlang, der allerdings in sehr viel schlechterem Zustand war als noch sechs Jahre zuvor.

Bildstein Küste zwischen Klintehamn und Fröjel

Die Kirche von Fröjel gilt als eine der am schönsten gelegenen auf Gotland, weil man einen schönen Blick auf das Meer hat und die Inseln Stora Karlsö und Lilla Karlsö sehen kann. Bei der Kirche von Sproge trafen wir ein paar Radfahrer aus dem Baltikum, die eine Felge mit Schrauben und Metallblechen repariert hatten. So wurde alles seitlich zusammengehalten, aber mit Felgenbremsen wäre die Bremswirkung wohl etwas zu abrupt geworden. Bei der Kirche von Hablingbo wird jetzt Wein angebaut. Die Klimaerwärmung wirkt sich auch dadurch aus, daß man jetzt so weit nördlich Weinbau betreiben kann.

Abends kamen wir nach Burgsvik. Der Zeltplatz ist wirklich gut gelungen. Im Gegensatz zu vielen anderen war die Benutzung von WLAN enthalten. Normalerweise brauchten wir das unterwegs nicht, aber in diesem Jahr war es leider für mich unerläßlich, in den Ferien gelegentlich EMails auf dem Mobiltelefon zu lesen und zu schreiben.

Der Ausflug zum Südende von Gotland war wieder fakultativ und so machten sich nur drei von uns auf den Weg. Wir sahen die Kirche von Vamlingbo, die einmal einen 75 Meter hohen Kirchturm hatte, der leider im Laufe der Jahrhunderte eingestürzt ist und durch ein Laternendach ersetzt worden ist. Ganz im Süden gingen wir im der Gegend von Hoburgen etwas spazieren. Dort ist die Landschaft sehr schön und man findet eine Straße, die näher am Wasser führt als die Hauptstraße, sozusagen mitten durch die Felsen der Küstenformation hindurch.

Auf dem Rückweg sahen wir die Kirchen von Sundre, Hamra und Öja, die für ihr Triumphkreuz bekannt ist. Öja liegt nur einen Kilometer östlich von Burgsvik und für die zweite Runde am Abend mußte ich mich dann alleine auf den Weg machen. Ich kam da bei den Kirchen von Fide, Grötlingbo, Havdhem und Näs vorbei. In Näs war es schon völlig dunkel und wenn es soweit im Norden schon dunkel ist, ist es auch schon sehr spät. Aber die Kirche war noch offen und hatte eine eigenartige Stimmung, so spät abends in der Dunkelheit. Südlich davon ist die Halbinsel Näsudden auf der sich ein riesiger Windpark befindet, den man vom Strand von Burgsvik sehen kann.

Bottarve Hoburgen Küstenweg bei Hoburgen Hoburgen Rauken im südlichen Gotland Rauken im südlichen Gotland Kirche von Öja Kirche von Sundre

In Burgsvik gab es nur einen Ruhetag und wir fuhren am folgenden Tag wieder weiter. Wir wählten diesmal den Umweg über Öja, wobei es für diejenigen, denen der Kilometer zu weit war, noch die Möglichkeit gab, eine Ecke der Straßen auf einem Fußweg abzuschneiden, der sich aber fast nicht fahren, sondern nur schieben ließ, so daß der längere Weg letztlich schneller war. Wir kamen wieder an den Kirche von Öja, Fide und Grötlingbo vorbei, die jetzt alle, die sich dafür interessierten, anschauen konnten. Wir wollten jetzt nach Ljugarn fahren. Wir nahmen nicht die (sehr wenig befahrene) N 144, sondern kleinere Hauptstraßen näher an der Küste. So kamen wir bei strahlendem Sonnenschein an einigen Gräberfeldern und Schiffsetzungen vorbei und konnten die Kirchen von Eke, Rone, Burs und När ansehen und die riesige Kirche von Lau, bei der man bei der Erweiterung im 14. Jahrhundert einen riesigen Chor gebaut hat, aber nicht mehr dazu gekommen ist, das Langhaus und den Turm entsprechend diesen Ausmaßen zu bauen, sonst wäre sie wohl noch größer geworden.

Grabfeld Gålrum Burgsvik - Ljugarn Kirche von Rone

Kurz bevor wir kurz vor Ljugarn auf die N 144 kamen sollten wir am gotländischen Zoo (Gutezoo) vorbeikommen, aber den gibt es wohl nicht mehr. Der Zeltplatz liegt etwa einen Kilometer nördlich des Orts Ljugarn an der Küste. Es gibt einen sehr breiten Sandstrand und der Boden ist eher sandig, und der Platz ist locker mit Baumgruppen und Büschen bestanden.

Woche 2

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Der nächste Tagesausflug sollte uns in den Norden führen. Wir wollten uns die Halbinseln anschauen, die nördlich von Ljugarn mit Katthammarsvik drauf zu finden ist. Wir fuhren auf der kleinen Straße, die von Ljugarn zum Zeltplatz führt weiter nach Norden und kamen zu der schönen Fischerstelle Vitvär. Etwas nördlich davon liegt das Raukengebiet und Naturschutzgebiet Folhammar, das wir aber erst an einem anderen Tag ansehen würden. Durch eine Landschaft, die durch Kalkböden mit einer dünnen Humusschicht und entsprechend lichteren Wäldern geprägt ist, fuhren wir nach Westen von der Küste weg. Man nennt diese Landschaft wohl Hällmark oder Alvar. Wir konnten wieder, wie auf Gotland ja üblich, ein paar schöne mittelalterliche Kirchen von Adre und Gammelgarn ansehen und kamen auf der Südseite der Halbinsel zu dem Strand und Naturschutzgebiet Sandviken und dann kamen wir nach Sysne an eine dieser vielen Fischerstellen, wo wir sogar leckeren Fisch bekamen. Nach Umrundung der Halbinsel konnten wir die Kirche von Östergarn ansehen und kamen dann noch an ein Bauwerk, das sehr viel älter und sehr viel größer ist: Die Torsburg (oder schwedisch "Torsburgen") ist eine Burganlage, die schon um 300 n Chr. entstanden ist und die mehr als einen Quadratkilometer bedeckt hat. Heute sieht man nur noch wenige Reste davon, aber die Größe der Fläche würde noch heute mühelos alle Einwohner von Gotland aufnehmen können. Der Berg mit dem Plateau, das man für diese Burg verwendet hat, ist ein altes versteinertes Atoll aus der Silurzeit, das sich heute im Landesinnern von Gotland befindet.

Nun wurde es langsam abend, aber wir hatten noch die Gelegenheit, auf dem Rückweg die Kirchen von Kräklingbo und Ala sehen, wobei wir wieder Glück hatten, daß die zu so später Stunde noch geöffnet waren.

Kirche von Gammelgarn Hällmark Sonnenuntergang Sonnenuntergang Kiefer Kirche von Kräklingbo Torsburgen Vitvär

Weil es so schön war, schauten wir uns am zweiten Ruhetag die Kirchen und die Gegend südwestlich von Ljugarn entlang der N 144 an, die wir auf dem Weg von Burgsvik nach Ljugarn ausgelassen hatten. Wir konnten auf dem Weg nach Südwesten dir Kirchen von Alskog, Garda und Stånga anschauen. Die Kirche von Lye war leider wegen Umbau geschlossen.

Folhammar Rauken Folhammar Kirche von Garda

Irgendwann kamen wir nach Hemse, den zweitgrößten Ort auf Gotland, wo wir ein schönes Café fanden. Die heutige Kirche von Hemse konnten wir natürlich ansehen, nicht aber die an diesem Ort vorher existierende Stabkirche.

Auf dem Rückweg fuhren wir einen Umweg und konnten wir die Kirchen von Fardhem und Linde ansehen, im See Asträsk baden gehen. Dann kamen wir wieder durch Stånga, aber diesmal fuhren wir nach Norden in Richtung Roma den nächsten Umweg der uns zu den Kirchen von Etelhem, Buttle, Vänge und Sjonhem führte, bevor es auf der N 143 an Ala vorbei zurück nach Ljugarn ging.

Vor unser Weiterfahrt schaute ich mir morgens früh noch das Naturschutzgebiet von Folhammar an, das etwas nördlich von Vitvär an der Küste liegt. Wir fuhren über Vitvär zur N 143 und dann über Ala und Kräklingbo auf der N 146 nach Norden. Dabei konnten wir die Kirchen von Anga und Gothem anschauen. Dann bogen wir von der Küstenstraße ab ins Landesinnere und kamen bei den Kirchen von Vallstena, Bäl, die allerdings geschlossen war, Hejnum, Tingsstäde und Stenkyrka vorbei. Tingstäde hat einen 55 m hohen Turm und gilt als Landmarke für die Seefahrt, obwohl die Kirche mehr als 10 km von der Küste entfernt mitten im Landesinnern von Gotland liegt. Bei Tingstäde gibt es einen schönen See, der nicht nur zum Baden einlädt, sondern auch die Reste einer mittelalterlichen Holzfestung unter seinem Wasserspiegel verbirgt, die Bulverket genannt wird.

Ljugarn - Lickershamn Kirche von Gothem

Abends kamen wir nach Lickershamn. Der dortige Zeltplatz war offiziell schon stillgelegt, wohl aus Loyalität mit dem Betreiber eines neuen Zeltplatzes ohne Küstenzugang in der Nähe, aber wir konnten trotzdem noch dort übernachten.

Am ersten Ruhetag in Lummelunda wollten wir uns zusammen die Lummelundagrotte ansehen. Auf dem Weg dorthin konnten wir noch die Kirchen von Stenkyrka, Martebo und Lummelunda anschauen. Die Höhle war wieder sehr eindrucksvoll, auch beim fünften Besuch. Die Höhlenführerin hat uns noch erzählt, daß sie eine Höhlentour mit ein paar Kollegen gemacht hat, die einige Kilometer weiter führte, wo dann die Gänge so eng wurden, daß man nur mit Mühe durchkriechen konnte.

Lummelundagrotte Lummelundagrotte Lummelundagrotte

Wie so oft gingen wir auch noch ein paar Kilometer weiter südlich beim Krysmyntagården ein paar Gewürze kaufen. Dann fuhren die meisten von uns auf dem kürzesten Weg auf der N 149 nach Lickerhamn zurück, aber weil ich etwas kaufen mußte, was man nur in Visby bekommt, mußte ich in die andere Richtung weiterfahren.

Es bot sich natürlich an, den Rückweg etwas zu verlängern und so fuhr ich auf der N 143 in Richtung Ljugarn bis nach Lövsta, wo die Roma steht, obwohl der Ort Roma noch ein paar Kilometer weiter ist. Um nicht zuviel Verwirrung über den Ort Roma zu stiften, den vielleicht manche sogar in Italien ansiedeln würden, geht es jetzt gleich weiter nach Dalhem, das eine Museumseisenbahn und eine sehr schöne und sehr große romanische Kirche mit gut erhaltenen Glasmalereien auf den Fenstern.

Kirche von Dalhem

Der Rückweg führte an den Kirchen von Ekeby, Fole, Lokrume, die trotz der späten Stunde und der Dunkelheit noch offen war, vorbei nach Tingstäde, und dann zurück zum Zeltplatz.

Diesmal hatten wir sogar einen zweiten Ruhetag in Lickershamn, an dem wir uns vor allem das Naturschutzgebiet Hangvar-Hall nördlich von Lickershamn ansehen wollten. Diemal kam sogar Ulrich mit. Die N 149 wird nördlich von Lickershamn eine ganz kleine Straße, die durch eine Hällmark- und Alvar-Landschaft führt. Mal gibt es etwas dichteren Wald, mal nur ein paar Büsche. Die Straße schneidet hier eine Halbinsel ab, so daß wir eine recht lange Straße nach Westen nehmen konnten, bis wir erst zur Kirche von Hall und dann zu dem Fischerdorf Hallshuk kamen. Dort trafen wir schon wieder Weinbau an und der Weinbauer erklärte uns, daß er seit ein paar Jahren Wein produziere, aber noch keinen Absatzkanal gefunden habe, so daß alles auf Halde produziert wird. Der Keller ist wohl noch für ein paar Jahre groß genug, aber Alkoholverkauf ist in Schweden stark reglementiert.

Naturreservat Hangvar-Hall Naturreservat Hangvar-Hall Naturreservat Hangvar-Hall Naturreservat Hangvar-Hall Naturreservat Hangvar-Hall Weinbau in Hallshuk

Über einen kleineren, sandigeren Weg kamen wir zurück zur Nationalstraße und bogen dann nach Osten ab, was uns an der Kirche von Hangvar vorbeiführte und auch an der Kirchruine von Gann. Wir fanden einen Bildstein und ein Bewohner der Nachbarschaft erzählte uns sehr viel darüber, auch daß der Originalstein im Museum in Stockholm gelandet sei und dies nur eine Kopie war.

Ganns Ödekyrka

Wir kamen in den für gotländische Verhältnisse größeren Ort Lärbro. Man hat uns erzählt, daß das so etwas wie "Lederbrücke" bedeute, weil zu früheren Zeiten größere Teile von Gotland unter Wasser standen und damit der Teil von Gotland, der nordöstlich von Lärbro liegt, nicht mit dem Rest der Insel verbunden war. Zur Wikingerzeit war das Wasser tatsächlich noch ein paar Meter höher, aber für so drastische Unterschiede zum heutigen Küstenverlauf reicht das wohl nicht aus. Aber ein bißchen geheimnisvoll bleibt halt vieles aus der vorchristlichen Geschichte Gotlands. Die Kirche von Lärbro war leider nicht geöffnet, so daß wir sie nur von außen anschauen konnten.

Die recht große romanische Kirche von Othem steht irgendwo in der Nähe der N 148 von Lärbro nach Tingstäde. Die paar Häuser, die in der Nähe der Kirche stehen, kann man kaum als Dorf bezeichnen. Auf der Weiterfahrt nach Tingstäde zeichnete sich selbst in dieser nördlichen Lage langsam ab, daß es abends auch mal etwas dunkel werden könnte. Natürlich reichte es noch, um im Tingstädeträsk zu baden, aber für die Kirche von Tingstäde war es doch schon etwas spät. Wir fuhren über Ire zurück, in der Nähe des Flußlaufs Ireån, der vom Tingstädeträsk abfließt und in Ireviken ins Meer mündet. Dabei kamen wir an einer weiteren Kirchruine bei Ellinghem vorbei.

Kirche von Othem

Am nächsten Tag fuhren wir alle zusammen zunächst dieselbe Strecke wie am Vortag auf der N 149 nach Norden, aber diesmal direkt nach Kappelshamn. Danach hatten wir ein paar Kilometer, wo die Straße direkt neben der Küste verlief. Hier gab es lange Steinstrände, wir hatten das Gefühl direkt auf dem Strand zu fahren, so nah war die Straße am Wasser. Für den weiteren Weg nach Fleringe konnte sich jeder aussuchen, direkt zu fahren oder den 1-2 Kilometer langen Umweg über Bläse zu nehmen und wir trafen uns wieder bei der Kirche von Fleringe.

Rauken in Lickershamn Kirche von Fleringe Naturreservat Hangvar-Hall Küste zwischen Kappelshamn und Fleringe

Durch ein sehr dünn besiedeltes Gebiet fuhren wir weiter in der Nähe der Küste und kamen zum größten See auf Gotland, dem Bästeträsk. Es gab dort noch ein zweite Badestelle im Angebot, die sogenannte "blå lagunan", ein kleinerer, aber sehr tiefer See, der aus einem ehemaligen Kalksteinbruch hervorgegangen ist, aber wir blieben beim Natursee, der direkt neben der Straße lag.

Bästeträsk Industrielastwagen auf Querstraße

In Fårösund konnten wir noch einmal einkaufen und ich konnte meine Speiche reparieren lassen. Gut, daß auf Gotland so viele Radfahrer unterwegs sind, denn da gibt es dann auch entsprechend viele Fahrradläden, sogar ein paar außerhalb von Visby. Nun verließen wir die Insel Gotland und fuhren mit einer Fähre auf die nordöstliche Nachbarinsel Fårö, die aber politisch und geographisch noch zur Region, Landschaft und Gemeinde Gotland dazugehört. Man könnte denken, daß der Name "Schafsinsel" bedeute, weil das schwedische Wort für Schaf eigentlich "Får" heißt und die Insel noch heute sehr stark von Schafen geprägt ist, aber in den örtlichen Dialekten wird das Schaf "lamm" genannt, weshalb man eher annimmt, daß es die Insel ist, zu der man mit einem Wasserfahrzeug hinfahren "fara" muß. So wie an diesem Tag.

Auf Fårö sieht die Landschaft wieder anders aus als auf dem restlichen Gotland. Die Küstenlinie ist sehr lang mit vielen Buchten und Halbinseln, fast wie Rügen und es gibt recht viele Seen, die auf der Insel Gotland eher selten sind. Ansonsten sieht man wenig Ackerbau und viele Weiden mit Schafen, Wälder sind eher selten und dann oft noch mit niedrigen Bäumen. Zwischen den Feldern finden sich oft Steinzäune, wie ganz im Süden. Wir machten bei der Kirche von Fårö eine kleine Pause. Dies ist die am meisten zur Neuzeit veränderte und erweiterte gotländische Landkirche, deren mittelalterlicher Ursprung sich erst auf den zweiten Blick erschließt.

Wir kamen zu einem der Zeltplätze in Sudersand, dem Ort, wo Ingmar Bergmann seine letzten Jahre verbracht haben soll. Deshalb gab es dort wohl auch ein Kino. Der neue Zeltplatzbesitzer wollte seinen Platz besser ausnützen und hat dafür auf dem Areal viele Bäume gefällt. Leider ist die Idee ins Wasser gefallen, denn wegen der fehlenden Bäume bildeten sich jetzt riesige Pfützen, so daß große Teile des Platzes nicht mehr benutzbar waren, aber wir fanden trotzdem noch einen trockenen Standort für unsere Zelte.

Sudersand hat einen der schönsten Strände von ganz Gotland, aber diejenigen, die wollten, konnten kurz vor Sonnenuntergang noch die kleine Runde zur Nordostspitze von Fårö mitfahren, wo vielleicht noch ein anderer toller Strand ist.

Woche 3

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An diesem Tag brauchten unseren Fahrräder einmal eine Ruhepause. Wir wollten das Naturschutzgebiet Ullahau anschauen. Das liegt mit etwas gutem Willen in Fußgängerreichweite des Zeltplatzes. Es ist ein riesiges Dünengebiet, also nicht wirklich fahrradfreundlich, meinen jedenfalls die Ketten. Die Landschaft ist recht vielfältig, weil es Bereiche gibt, die aufgeforstet worden sind, um die Wanderdüne zu fixieren und andere Bereiche, wo größere Sandflächen zutage treten. Ein paar größere Bilder kann man auf Wikimedia sehen.

Ullahau Ullahau Ullahau Ullahau Ullahau Ullahau Ullahau Ullahau Ullahau

Mit dem MTB kann man Fårö ganz gut umrunden. Drei von uns machten uns dafür auf den Weg. Wir folgten vom Zeltplatz der Küste, wo es einen recht steinigen Waldweg gibt. Bis etwa zu der Kirche fährt man so völlig getrennt von der Straße. Dort verläuft die Straße ein Stück lang parallel zur Küste, dann kann man wieder so einen Waldweg finden. So sieht man die Insel und die nördliche Küste von Gotland aus einer ganz anderen Perspektive. Etwa bei der Fähre kamen wir wieder auf die Hauptstraße und nahmen 5 km nördlich der Fähre die kleine abzweigende Hauptstraße in Richtung Lansa nach Westen. Die wurde bald ein kleiner Feldweg und wir kamen irgendwie zur Westküste. Der mußten wir nur nach Norden folgen, um zum Gamle Hamn. Das erwies sich als nicht so einfach, denn die Wege waren zum Teil nicht durchgängig und wo sie doch durchgängig waren, waren sie von so tiefen Pfützen überschwemmt, daß es ein bißchen unklar war, ob der Lenker noch herausschauen würde, wenn wir da durchfahren. So blieb uns keine andere Wahl als ein bißchen Zick-Zack zu fahren und irgendwie einen Weg zu finden. Schließlich gelang uns das. Die nächste Strecke war auf guten Wegen zu fahren und wir kamen zu dem riesigen Raukengebiet Digerhuvud ?  und der Fischerstelle Helgumannen. Nun konnten wir wieder auf dubiosen Feldwegen zu weiter nördlich gelegenen Küstenabschnitten kommen, aber Ulrich wollte dort noch den Sonnenuntergang über dem Meer sehen und fuhr lieber den kleinen Umweg über die Straße. Wir schafften es irgendwie auch durch die Schlammlöcher in den Wegen dorthin zu kommen und trafen Ulrich sogar wieder. Eine kleine Runde um die nordöstliche Spitze rundete die Tagesrunde ab.

Wege Wege Gamle Hamn Gamle Hamn Gamle Hamn Gamle Hamn Langhammar/Digerhuvud Langhammar/Digerhuvud Langhammar/Digerhuvud Langhammar/Digerhuvud Langhammar/Digerhuvud Langhammar/Digerhuvud Langhammar/Digerhuvud Langhammar/Digerhuvud Langhammar/Digerhuvud Langhammar/Digerhuvud Helgumannen

Nun hieß es Abschied nehmen von Fårö. Auf derselben Straße fuhren wir zurück zur Fähre. Diesmal nahmen wir uns in Bunge direkt südlich von Fårösund etwas mehr Zeit und besuchten das Bungemuseum und die Kirche von Bunge. Wir wollten zum Zeltplatz von Slite fahren. Diesmal wählten wir die kleinere Hauptstraße in der Nähe der Küste. Witzigerweise fuhren wir an einer ehemaligen Steilküste mitten im Landesinnern entlang. Wahrscheinlich war das früher mal eine Küstenlinie, als der Wasserstand noch höher war. Wir kamen in der Nähe des Fardumeträsk vorbei. Das ist ein sehr flacher See, der sich eher für Wasservögel als für Menschen zum Baden eignet. Die Kirche von Hellvi war leider zu, wegen Umbau oder so. Aber wir konnten in der Umgebung eine schöne Pause machen. Wie eine Schlange schlängelte die Straße sich weiter, bis wir kurz vor Slite auf die N 147 kamen. In Slite schauten wir uns noch den riesigen Steinbruch an, wo die Industrielastwagen Mergel zu der Zementfabrik anliefern, überwiegend von dem weiter entfernten Steinbruch in File Hajdar über eine 5 km lange Industrielastwagenstraße.

Bungemuseum Bildstein in Bunge Kirche von Hellvi Grube in Slite

In Slite konnten wir auf dem Zeltplatz ?  wieder drei Nächte bleiben. Am ersten Ruhetag fuhr ich erst nach Süden und schaute mir die Kirche von Boge an. Dann ging es auf einer kleinen Hauptstraße fast bis zu der Brücke, wo die Industrielastwagenstraße überquert wird und vor der Brücke parallel zu dieser durch das Naturschutzgebiet File Hajdar. Das ist ein riesiges Gebiet westlich von Slite, das zur Hälfte für Steinbrüche der Zementfabrik freigehalten oder genutzt wird und zur anderen Hälfte ein wunderschönes und sehr einsames Naturschutzgebiet ist. Die Wege dort durch sind auch für MTBs ziemlich rumpelig, aber ich weiß, daß man da nach Tingstäde kommen kann, wo mein Lieblingssee, der Tingstädeträsk, zum Baden einlädt. Auf einer kleinen Straße, die etwas nördlich von Tingstäde von der N 148 abzweigt, kam ich ziemlich direkt nach Hellvi, wo wir uns trafen. Die Kirche war wieder zu, aber wir konnten zu der schönen Halbinsel Sankt Olofsholm fahren. Wir versuchten es wieder auf den kleinen Rumpelwegen parallel zur Küste und hatten diesmal mehr Glück. Wir kamen problemlos durch bis nach Kyllaj, wo alte Kalköfen zu bewundern waren. Unterwegs kamen wir noch an aufgegebenen Kalkgruben vorbei, die nun zu riesigen und tiefen Seen geworden waren. Direkt am Ufer ging es senkrecht nach unten und der Grund war nicht zu sehen. Gut, wenn man schwimmen kann. Auf dem Rückweg fuhren wir einen Umweg über die Kirche von Rute. Die war leider auch schon zu und es war auch schon dunkel, aber ein Blick von außen war noch möglich. Zum Glück schliefen die Autofahrer an diesem Tag alle schon sehr früh oder wir hatten einfach Glück, jedenfalls hatte die N 148 nur wenig Verkehr und wir kamen recht schnll über Lärbro zurück nach Slite.

Industrielastwagen Slite - Filehajdar S:t Olofsholm S:t Olofsholm S:t Olofsholm S:t Olofsholm See in altem Steinbruch Valleviken Alter Kalkofen in Kyllaj Kirche von Rute Kirche von Rute

Ein weiterer Ruhetag sollte uns nach Süden führen. Diesmal kam Ulrich wieder mit. Wir fuhren diesmal an der Ostküste nach Süden, also auf der N 146 bis etwa Åminne. Das brachte uns zu den Schiffsetzungen bei Tjelvars Grab. Das soll gemäß den alten Sagen der erste Bewohner Gotlands gewesen sein. Wir dehnten unsere Runde recht weit nach Süden aus und kamen auf sehr ruhigen Straßen, wie fast immer auf dieser Radtour, bei der Kirche von Hörsne vorbei zu der riesigen romanischen Kirche von Dalhem, für mich für den zweiten Besuch. Auf dem Rückweg besuchten wir noch die Kirchen von Barlingbo, Endre und Ekeby, wobei letztere wieder von einer Baustelle betroffen war. Ulrich und ich machten auf dem Rückweg noch einen kleinen Umweg über Tingstäde.

Slite - Åminnne Rauken zwischen Slite und Åminne Tjelvars Grab Tjelvars Grab Tjelvars Grab Gothems Å Kirche von Källunge

Nun war es an der Zeit, wieder in Richtung Visby zu fahren. Weil die Mittelalterwochen gerade liefen, bot es sich an, möglichst früh loszufahren. Auf der N 147 sind es nur 35 km nach Visby und der Zeltplatz liegt noch auf der richtigen Seite des Orts. Wir konnten unterwegs noch die Kirche von Hejdeby anschauen und waren recht früh in Visby, wo wir direkt den Zeltplatz Norderstrand am Nordrand von Visby ansteuerten. Leider war der so voll, daß wir ohne Reservierung nicht genommen wurden und so empfahl man uns den etwas weiter nördlich gelegenen Zeltplatz Snäck. Der ist riesig, man hat wirklich Mühe, das Zelt zu finden, wenn man sich nicht merkt, wo es steht. Und es war für uns noch Platz.

Bogeviken

Die Zelte waren schnell aufgebaut und wir machten uns sofort auf nach Visby, wo wir die Stadt anschauen konnten, aber die Medeltidsvecka war natürlich das mit Abstand faszinierendste für uns, was die Stadt zu bieten hatte. Ein Bereich war voll mit Ständen und Zelten von Leuten aus verschiedenen Teilen von Europa, die sich mittelalterlich kleideten und irgendwelche mittelalterlichen Angebote hatten, Essen, Kleidung, Souvenirs oder auch Fertigkeiten. Das paßt so gut, weil Visby wohl die mit Abstand besterhaltene mittelalterliche Stadt in Skandinavien ist, vor allem wegen der 3.4 km langen Stadtmauer.

Straße in Visby Ringmauer Dom zu Visby Mittelalterwoche Sonneuntergang Sonneuntergang

Am nächsten Morgen waren wir wieder früh unterwegs und hatten so noch einmal etwas Zeit für das mittelalterliche Visby, bis die Fähre fuhr. Auf dem Festland in Oskarshamn traf ich ein paar Reisende, die den Bahnhof und vor allem die Züge suchten. Leider gab es nur den Bahnhof, aber in diesem Jahr keinen Zugverkehr. Man sagt, daß dort inzwischen wieder Züge fahren ? . Wir hatten ja Fahrräder und so fuhren wir erstmal auf der alten Europastraße nach Süden. Es gab dann eine etwas längere Straße, die einen kleinen Bogen mit viel Zickzack durch das Landesinnere machte. Die hat sich sehr gelohnt. Wir trafen einen jungen Japaner, der auch eine Fahrradtour machte und der sich für den Rest des Tages uns anschloß, in der Hoffnung, daß wir den Weg finden. Mit ein paar Sandwegen und schönen Alleen kamen wir etwa 25 km vor Kalmar wieder auf die Europastraße. Leider haben sie hier die Fahrradverbote ausgedehnt, aber dafür eine neue Nationalstraße (ohne Wegweiser) parallel dazu gebaut. So kamen wir letztlich auf die Straße, die zum Zeltplatz führte, aber da dort der Wegweiser fehlte, mußten wir letztlich noch bis zur nächsten Abfahrt in die falsche Richtung fahren, um den Wegweiser zum Zeltplatz zu finden. Der Zeltplatz auf einer Halbinsel neben einer flachen Bucht mit Blick auf den Kalmarsund ist vielleicht sogar der schönste Zeltplatz auf der ganzen Reise gewesen.

Küste zwischen Oskarshamn und Kalmar

Am letzten Tag hatten wir nur noch knapp 20 km bis nach Kalmar. Die alte Europastraße hatte eine Umgehungsstraße für einen nördlichen Nachbarort, aber in Kalmar selbst war es dann nicht mehr ganz so einfach. Aber wir fanden den Bahnhof trotzdem.

Rückreise

Für den Rückweg mußten wir in Kalmar noch die Fahrkarten kaufen, was auf dem Hinweg nicht mehr geklappt hat. Wir nahmen den früheren Zug um 11:00 und hatten in Kopenhagen noch über drei Stunden Aufenthalt. In der Nähe des Bahnhofs, also in dem Bereich, der mit dem Fahrrad in der Nähe liegt, fanden wir ein sehr schönes Kunstmuseum. Ein Teil der Ausstellung war an dem Tag gratis und wir konnten so sehr schöne Gemälde anschauen, während es draußen regnete.

Die Fahrt im Nachtzug klappte recht gut und morgens kamen wir in Basel an und nach einem weiteren Mal Umsteigen auch in Schaffhausen.

Irgendwann will ich auch noch eine Landkarte für die Route der Radtour haben.

Aus Gründen der Vollständigkeit wird es vielleicht sogar eine kleine Tabelle geben.

Wer Informationen über Gotland sucht, kann auf dem Radtourenbericht von 2001 noch ein paar Links finden.