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Tandemtour über die Alpen

Karl Brodowsky, gefahren 2004-06-12 bis 2004-06-13, geschrieben 2004

Einleitung

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Die Idee, ein bißchen die Alpen kennenzulernen, solange wir in der Schweiz wohnen, drängt sich auch 2004 auf. Nach Überquerungen des Malojapasses (in der einfacheren Richtung), des Monte-Ceneri-Passes (in beiden Richtungen), und des Gotthardpasses haben wir uns den San-Bernardino-Paß ausgesucht. Ich habe Heidrun, die diesmal mitkommen durfte, mehrere Vorschläge gemacht. Sie hatte aber doch eine gewisse Vorliebe für die direkte Fortsetzung unserer Radtour vom Sommer 2003, die wir in Chur beendet hatten. Nun gibt es genügend viele Möglichkeiten, ab Chur loszufahren, aber nicht alle waren erstens neu genug und zweitens für ein Wochenende lang genug, aber auch nicht zu lang. Das brachte uns auf die Idee, von Chur nach Bellenz (Bellinzona) zu fahren. Außerdem lernten wir so noch den anderen der beiden Oberläufe des Rheins kennen.

Anreise

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Die Anreise gestaltete sich ziemlich problemlos. Wir fuhren mit einem Zug von Schaffhausen nach Zürich und mit einem anderen weiter nach Chur. Der erste Zug hatte einen Fahrradwagen, während der zweite ein Doppelstockzug war, in den wir sogar ohne Stufen einfach das Tandem hineinrollen konnten. Natürlich gab es in den Bahnhöfen auch keine Treppen zu überwinden und so waren wir um die Mittagszeit in Chur. Da wir schon etwas im Zug gegessen hatten, konnte es sofort losgehen.

Tag 1

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Von Chur Reichenau nahmen wir die N 13. Die Velolandroute V 2 würde hier über Sandwege führen und das kurze Stück wollten wir doch eher einigermaßen schnell schaffen. Ab Reichenau, wo sich Vorderrhein und Hinterrhein vereinigten, verließen wir endgültig den Weg, den wir 2003 in der Gegenrichtung gefahren waren und es kam erst einmal eine kleine Steigung, die aber auch gelegentlich wieder von leichtem Gefälle abgelöst wurde. Zeitweise konnte man auch noch die parallel verlaufende A 13 sehen, die mal in Tunnels verlief und dann auch einmal wieder an der Oberfläche, zum Teil sogar mit vier Spuren. Irgendwann sahen wir einen Wegweiser der Veloroute V 6, die nach links abbog und wir probierten diese Variante aus. Eine schmale Asphaltstraße führte mit ziemlich engen Kurven und ein paar kleinen Hügeln durch das Tal, aber sie brachte uns immerhin zu einer schönen Pausenstelle.

Schon näher an Thusis endete diese kleine Straße auf einer Querstraße, wo die V 6 nach rechts abbog. Da hätten wir zur N 13 weiterfahren können, aber wir probierten wieder die V 6 aus, als sie parallel zu den Bahngleisen wieder nach links abbog. Irgendwann wurde das dann aber doch für ein Stück ein Sandweg, aber wir kamen auch wieder auf eine Asphaltstraße, die uns erst an Bächen entlang führte und irgendwann mitten in Thusis war. Hier war ein Zeltplatz und ein Schwimmbad und ein Fußballplatz und sicher wesentlich mehr Verkehr als auf der N 13 und der A 13 zusammen, was auf der schmalen Straße noch nervig war, weil man kaum an den Autos vorbeikam, die sich bei Gegenverkehr natürlich gegenseitig blockierten. Aber bald kam die Hauptstraße von Tiefencastel und führte uns wieder auf die N 13, ungefähr am Ortsende von Thusis. Jetzt ging es mit einer ordentlichen Steigung bergauf und es kamen drei kleine Tunnels. Wir waren auf der Viamala, der "schlechten Straße" gelandet. Eindrucksvoll war, daß der Rhein hier eine sehr enge und tiefe Schlucht bildete, die teilweise nur ein paar Meter breit und über 100 Meter tief war. Die engste Stelle war ein Touristenmagnet, wo ein Bus nach dem anderen auftauchte. Aber dort bekam man auch warme Getränke. Da es ja doch so viel regnete, daß wir uns über jeden Tunnel freuten, war das eine gute Idee.

Natürlich ging die Straße nicht stetig bergauf, sondern es kamen auch immer wieder Abschnitte mit einem leichten Gefälle. So haben wir bestimmt insgesamt einige hundert Höhenmeter mehr gehabt als die Angaben des Passes so suggerieren würden. Nach der engen Schlucht kam ein Abschnitt, in dem das Tal bei Andeer wieder etwas breiter und flacher war. Wiesen und Weiden waren neben der Straße zu sehen. Danach wurde das Tal wieder enger und die Straße stieg mit Serpentinen etliche Höhenmeter. Ein Stück weit hatten wir den Verkehr der A 13 auch noch auf der Nationalstraße, weil die für eine Fahrtrichtung gesperrt war. Allerdings hat man davon nicht viel gemerkt, denn die Straße war trotzdem noch ziemlich ruhig.

Später wurde die N 13 ganz schmal, so daß sich Autos fast nur noch bei den Ausweichstellen begegnen konnten, aber natürlich blieb sie durchgehend asphaltiert. Wir kamen an einem Stausee vorbei und erreichten am Abend den Ort Splügen, wo es einen Zeltplatz gab.

Tag 2

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Als kleine Spezialität gab es in dem Zeltplatz Duschen, die zwar etwas kosteten, aber bei denen man eine Stop-Taste hatte, die nicht nur das Wasser, sondern auch die Zeitschaltuhr anhielt. Der See war schon eine ganze Ecke weg und im Rhein zu baden wurde eigentlich nicht direkt empfohlen.

Am nächsten Morgen sind wir schon um halb zehn wieder losgefahren. Nun mußten wir noch zur Paßhöhe weiterfahren. Eigentlich hat man von Splügen aus zwei Möglichkeiten zur Wahl. Der Splügenpaß ist natürlich auch sehr schön, aber auf dessen Südseite ist es doch noch sehr weit, bis man einen Bahnhof erreicht, von dem man gut mit Fahrrädern nach Schaffhausen kommt. Zwar hat Chiavenna einen Bahnhof, aber da fahren nur wenige Züge am Tag und man muß über Mailand fahren. So ist es letzlich schneller, von Chiavenna noch mit dem Fahrrad die 100 km bis Como, Lugano oder Chiasso zu fahren. Aber auch das war uns doch zu weit, um am abend noch früh genug nach Schaffhausen zurück zu kommen. Wir fuhren jedenfalls weiter zum San Bernardino Paß.

Mehr oder weniger steil fuhren wir weiter bergauf und kamen bald an die Stelle, wo der Tunnel der A 13 beginnt. Der Rhein hat seine Quellen noch weiter westlich im Tal, aber hier verließen wir auch dieses Tal. Die N 13 verläuft ab zunächst mit etlichen Serpentinen steil bergauf, um sich dann in einem etwas breiteren Tal der eigentlichen Paßhöhe zu nähern. So um die Mittagszeit sind wir oben und natürlich essen wir erst einmal ein Eis.

Bergab geht es natürlich schnell. Kurz nach der gegenüberliegenden Ausfahrt des Tunnels kommen wir durch den Ort San Bernardino und sind jetzt in einer italienischsprachigen Gegend. Die Straße ist teilweise eine Betonstraße und führt oft durch Wald und gelegentlich durch kleine Orte. Irgendwann halten wir einmal an und ich will sehen, ob die Felgen vielleicht zu heiß werden. Leider ist es schon zu spät. Gleich nach dem Anhalten verliert ein Reifen ganz schnell die Luft. Der Schlauch läßt sich nicht reparieren, denn das Ventil ist abgerissen. Zum Glück haben wir noch einen Ersatzschlauch dabei.

Irgendwann sehen wir die ersten Palmen am Straßenrand und Heidrun beginnt die zu zählen. Dieses Zählen wird zeitweise regelrecht stressig und es sind nachher über hundert gewesen. Das ist fast wie in Trelleborg, dem südlichsten Ort von Schweden. Nur sind die Palmen hier etwas größer als in Trelleborg und sie haben meistens auch keine Blumentöpfe. Ungefähr um 15:00 sind wir in Bellenz (Bellinzona). Wir haben noch ein bißchen Zeit, bis der nächste Zug fährt. Da fahren wir noch einmal ein bißchen durch die Stadt und um die Burg herum.

Rückreise

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Die Rückfahrt, mit einmal Umsteigen in Zürich, ist problemlos. Wir können alle Züge mit dem Tandem benutzen.

Fazit

Es lohnt sich auch in Zukunft, jedes Jahr einige Wochenendtouren durch die Alpen zu machen.