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~Transalp~

Radltour von Oberstdorf zum Gardasee

Monika Güttler, gefahren Freitag 2001-07-27 bis Mittwoch 2001-08-15

Sonntag, 2001-08-12

Die netten Holländer steigen ab ins Tal, für uns geht's weiter, wieder bergauf. Der sonnige Morgen verspricht ein schöner Tag zu werden. Erst aber ist es noch kalt, als wir wieder ein Schneefeld nach oben stapfen. Diesmal ist es aber wesentlich einfacher. Es sind tiefe Spuren im Schnee, der Gletscher ist weniger steil und kürzer. Bald sind wir oben und haben ein herrlichen Blick auf die andere, bereits sonnige Seite der Scharte. In Erwartung eines warmen Tages ziehe ich hier schon meine lange Hose aus und behalte nur die langärmelige Jacke zunächst noch als wärmendes Teil an. Noch stehen wir im Schatten, und der ist recht kühl. Ich habe mein Klettergeschirr schnell angelegt und steige schon mal die erste Leiter senkrecht nach oben Richtung Sonne! Heute fühle ich mich ausgezeichnet und moralisch viel sicherer. Ich zögere nur einen Augenblick, als ich über einen kurzen, aber schmalen und sehr luftigen Grad hinüber muß. Ich überlege, ob ich auf die Jungs warten soll, damit ich da nicht alleine rüber muß. Aber letztendlich muß ich ja doch alleine gehen, und ein Drahtseil ist ja vorhanden. Als ich gerade mitten auf diesem schwindelerregenden Grad stehe, höre ich auf einmal Andreas von hinten rufen, ich solle warten. Auch daß noch!!! Na, mitten auf dem Grad bleibe ich bestimmt nicht stehen und gehe zügig weiter bis zur nächsten Felswand. Ich sichere mich und warte. Da ich keinen Blickkontakt mehr habe und hier auch nichts mehr hören kann, weiß ich nicht was los ist. Inzwischen stehe ich bereits in der warmen Sonne und genieße die wunderschöne Aussicht. Ein netter Wanderer, der vorbeikommt fotografiert mich an dieser ausgesetzten Stelle. Denn ich stehe auf einem schmalen Felsband, das in die riesige, senkrechte Felswand gehauen wurde. Das wirkt schon gewaltig. Dann endlich kommt Ro angeklettert. Andreas geht alleine zurück. Ich beuge mich ein Stück vor, und sehe ihn tatsächlich in der Tiefe über das Schneefeld zurückgehen. Ihm gehe es nicht gut, und er fühle sich heute den luftigen Höhen nicht gewachsen. Schade, wo doch gerade heute das Wetter so einzigartig ist. Wir gehen weiter, genießen die tollen Fernsichten und Ausblicke auf die gewaltigen Brentaberge und kommen gut voran. So gut, daß wir etliche Wanderer sogar überholen. Es macht total Spaß, vor allem bei diesem Kaiserwetter. Bald kommt eine steile Schneerinne, die wir queren müssen. Damit es leichter geht, schlagen einige Leute vor uns Stufen in den Schnee. Ein anderes Mal muß ein breites Schneefeld im Balanceakte gemeistert werden, da es keine Möglichkeit zum festhalten gibt ... ! Dafür ist eine gut ausgetretene Spur im Schnee. Mutig, mit festen Schritten stapfe ich zügig zur anderen Seite. Nur nicht lange hadern und drüber nachdenken. Uff - ich hab's geschafft! Außerdem, wenn ich sehe, wie andere Leute da sicher rübergehen, dann muß ich das doch auch hinkriegen.

Schon gegen 12.30 Uhr kommen wir an der Tosa-Pedrotti-Hütte an, wo wir Andreas treffen wollen. Um die ganze Hütte herum liegen und sitzen die müden Wandersleut', und genießen die Sonne. Wir verspeisen Kaffee und Kuchen und überlegen gerade, ob wir Andreas nicht entgegen gehen wollen. Auf einmal biegt der lachend um die Ecke und erzählt uns, er liege schon seit einer halben Stunde hinterm Haus auf den flachen Steinen und sonnt sich. Wir sind baff erstaunt, denn so früh hatten wir ihn nicht hier erwartet, da der Wanderweg doch weit außen herum führt. Den restlichen Nachmittag liegen wir dann also gemeinsam in der Sonne und brutzeln vor uns hin. Je später der Tag, desto öfter müssen wir mit der Sonne "wandern", denn im Schatten ist es empfindlich kühl. Liegen wir aber windgeschützt in der Sonne, ist es schön heißßßßß!

Mangels Dusche und Kleiderwäsche müffeln wir drei inzwischen ganz gewaltig. Die Jungs halten abends immer noch ihre stinkigen Socken an die Nase und schnüffeln daran - igitt, igitt! Ich bin momentan ganz froh drum, daß meine Füße so weit weg sind von der Nase. Und wenn ich abends das Tagshirt gegen das Nachtshirt eintausche, halte ich beim Umziehen die Luft an, sonst wird mir übel.

Diese Hütte ist nicht so gemütlich, hier fehlt es etwas an der gewohnten Hüttenatmosphäre, wirkt ein wenig wie eine nüchterne Kantine. Aber das Essen ist gut und wir schlagen wieder kräftig zu. Die Touren sind halt letztendlich auch strapaziös, und den ganzen Tag draußen, das zehrt schon am Körper und macht hungrig.

Das Lager ist diesmal ein Zimmerchen, das wir mit zwei Italienern teilen. Als wir zu Bett gehen, schlafen die allerdings schon ...

Montag, 2001-08-13

© Monika Güttler